Der Blutegel ist schon lange Zeit für seine heilende Wirkung bekannt.
Die ersten Aufzeichnungen über den Einsatz der Blutegeltherapie am Menschen findet man bereits im zweiten Jahrhundert vor Christi.
Im Laufe der Zeit wurden die Blutegelbehandlungen immer beliebter. Mitte des 19. Jahrhunderts war der Blutegel vom Aussterben bedroht. Da diese Tiere nur sehr reines Wasser besiedeln, wurde Ihnen durch die aufkommende Umweltverschmutzung im Zuge der Industrialisierung der Lebensraum weggenommen und sie standen kurz vor dem Aussterben.
In den 80ger Jahren wurde der Blutegel für neue Operationsmethoden in der Mikrochirurgie wieder entdeckt.
Der Blutegel feiert nicht nur im Humanbereich sein Comeback.
Auch in der Tierheilkunde hat sich der Einsatz dieser Therapieform sehr bewährt.
Wann wird die Blutegeltherapie eingesetzt:
- Akute Rehe
- Bursitis und Gelenksgallen (Piephacke, Stollbeule, Fesselgelenksgalle…)
- Fesselträgerentzündungen
- Arthrose / Spat / Schale
- Schultergelenksentzündungen
- Hufrollenerkrankungen
- Phlegmone
- Abszesse
- Schlecht heilende Wunden
- Sehnenscheidenentzündungen
- Muskelkrämpfe
- Zerrungen und Stauchungen
- Satteldruck (akut)
- Patellaluxation
- u.v.a.m.
Ablauf der Behandlung:
Das zu behandelnde Pferd sollte 2 Tage vorher nicht mit Salben, Duschgels oder Sprays behandelt oder gewaschen werden.
Auf Gerüche reagieren Egel sehr empfindlich und können dann oft nicht mehr angesetzt werden
Zuerst wird die betroffene Stelle rasiert und gereinigt. Anschließend wird der Egel dort angesetzt. Er sucht sich dann selbständig eine geeignete Stelle, an der er sich festsaugt.
Die Blutegel werden extra für den medizinischen Bereich gezüchtet und unterliegen entsprechend strengen Kontrollen. Der Biss eines dieser Tiere ist in etwa mit dem Stich einer Mücke zu vergleichen.
Durch das Saugen werden ca. 30 verschiedene Substanzen an den Wirt abgegeben, gleichzeitig werden Thromben oder Blutergüsse verflüssigt und abgesaugt.
Zu den wichtigsten der abgegebenen Substanzen zählen:
- Hirudin, hemmt die Blutgerinnung
- Histamin , gefäßerweiternd
- Calin, hemmt die Blutgerinnung, bewirkt einen sanften Aderlaß
- Hyaluronidse, bereitet den Weg für die Wirksubstanzen vor
- Egline, Bdellin, Apyrase, Kollagenase
Gerinnungshemmend, entzündungshemmend und weitergehende Eigenschaften
- Destabilase, löst Blutgerinnsel auf
Die Nahrungsaufnahme dauert ca 30-60 Minuten und saugt je nach Größe 20-60 ml Blut. Dabei wächst der Egel auf das 6-10 fache seines Volumens.
Sobald der Blutegel satt ist, lässt er von alleine los. Nach dem Biss blutet die Wunde etwa noch 12 Stunden nach. Das ist ausdrücklich erwünscht, denn es wäscht die Sekundärkeime aus.
Eine leichte Schwellung und Erwärmung an den behandelten Stellen ist normal. Das sind Erstreaktionen auf den Speichel und bilden sich meist innerhalb von 24-48 Stunden wieder zurück.
Gegenanzeigen der Blutegeltherapie:
- Schlechter Allgemeinzustand
- Blutgerinnungsstörungen, z.B. Bluter
- Bei Problemen mit starker Narbenbildung
- Starke Blutarmut (Anämie)
- Allergische Reaktionen auf die Wirkstoffe des Blutegels
- Vorhandenen Immunsuppression
- Gleichzeitige Therapie mit quecksilberhaltigen Medikamenten
- Bei trächtigen Tieren und während der Säugezeit
- Bei leichter Blutarmut
- Therapie mit ASS
- Fieber
Mögliche Risiken:
Bei Beachtung aller Gegenanzeigen und sachgerechter Durchführung treten nur sehr selten schwere Nebenwirkungen auf.
- Kreislaufschwäche
- Infektionsrisiko mit Bakterien
- Längeres Nachbluten als 12 Stunden
- Allergische Reaktion auf den Inhaltsstoff der Saliva (Speichel des Egels)
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